Neugier und Offenheit: beste Voraussetzungen für Lernen und Weiterentwicklung!

Geschrieben von: Dr. Hartmut Neckel am: 29.12.2021

  • Themen: Kennzahlen und Benchmarking im Ideenmanagement, Korrelationen und Zusammenhänge von Kennzahlen im Ideenmanagement, Ziele und Maßnahmen für Weiterentwicklungen im Ideenmanagement

Wer stünde für Neugier und Offenheit, wenn nicht die Ideenmanagerinnen und Ideenmanager selbst?! Neugierig zu sein sowohl auf konkrete Facts als auch auf die größeren Zusammenhänge dahinter und offen zu sein für Impulse und Anregungen auch von außerhalb der eigenen Organisation oder Branche, sind unverzichtbare Zutaten, wenn Menschen und Unternehmen lernen und sich weiterentwickeln wollen. Lesen Sie hier, wie Sie den Kennzahlenvergleich Ideenmanagement für diese und weitere Zwecke nutzen können.

Was hat man davon, wenn man am Kennzahlenvergleich Ideenmanagement teilnimmt?

Zuweilen werde ich gefragt, was man denn davon hat, wenn man am Kennzahlenvergleich Ideenmanagement teilnimmt. Diese Frage habe ich an Teilnehmer der bisherigen Kennzahlenvergleiche (für die Jahre 2018, 2019 und 2020) weitergegeben. Hier stelle ich die häufigsten Antworten vor:

  • „Das eigene Interesse befriedigen“ steht (gemeinsam mit der nächsten Antwort) an erster Stelle: Die meisten Ideenmanager sind schlichtweg neugierig, wo ihr Unternehmen im Vergleich zu anderen steht; wie sich die Werte verteilen und wie groß die Durchschnittswerte sind; wie sich Werte von Jahr zu Jahr verändern; ob und wie verschiedene Kenngrößen korrelieren. Diese Neugier lässt sich um so besser befriedigen, je größer die Datenbasis des Vergleichs ist und je weiter der Horizont, den man in den Blick nimmt.
  • „Anregungen und Ansporn erhalten, etwas zu verändern“ hat den gleichen Stellenwert wie die vorige Antwort. Das ist aus meiner Sicht nicht verwunderlich: (nur) wer neugierig ist, ist auch an Weiterentwicklung interessiert – und umgekehrt. Auch dieser Nutzen des Benchmarkings wächst mit der Größe der Datenbasis: Die wirklich interessanten Anregungen kommen ja oft aus Bereichen, in denen man gerade nicht zuhause ist!
  • „Aussagefähige Benchmarks in der Nachfolge der dib-Statistik“ folgt (gemeinsam mit der nächsten Antwort) an zweiter Stelle: Offenbar sehen viele Ideenmanager nach der mehrjährigen Lücke seit dem Ende der „dib-Statistik“ einen Vorteil darin, mit dem Kennzahlenvergleich Ideenmanagement seit 2018 wieder jährliche Vergleichswerte auf einer soliden Datenbasis zur Verfügung zu haben.
  • „Belastbare Zahlen, Daten, Fakten für Argumente in internen Diskussionen erhalten“ ist eine in der Praxis wichtige Anwendung dieses Vorteils: Mit aussagefähigen Benchmarks können Sie typischen „Killer-Argumenten“ fundierte Erfahrungswerte entgegenhalten. Der häufig zu hörenden Behauptung, „bei einer größeren Anzahl eingereichter Vorschläge steigt der Anteil abzulehnender Vorschläge“, lässt sich etwa erwidern, dass der Ablehnungsanteil unabhängig von der Menge der Vorschläge ist (und sogar tendenziell in Unternehmen mit hoher Vorschlagsquote eher geringer!).
  • „Besonderheiten des eigenen Unternehmens »sehen«“: Eine der Stärken des Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement liegt darin, Ergebnisse nicht nur als Zahlen, sondern in Form leicht erfassbarer Diagramme vor Augen zu führen. Darin kann jeder Teilnehmer seinen eigenen Stand gegenüber allen anderen sehen (bleibt diesen gegenüber aber anonym, so wie die anderen ihm gegenüber). Besonderheiten, die man sich vielleicht noch gar nicht bewusst gemacht hatte, weil sie bereits so selbstverständlich sind, sind dadurch sofort zu erkennen, weil sie nun direkt „ins Auge fallen“ (siehe die Beschreibung dieses Konzepts im Blogbeitrag vom 30.01.2020 sowie das Diagramm auf der linken Seite von Abbildung 5 im Blogbeitrag vom 26.05.2021).

Weitere Vorteile, die noch in über einem Viertel der Antworten genannt wurden, waren „Verständnis von Zusammenhängen im Ideenmanagement vertiefen“, „sich per »Benchmarking face to face« mit Kollegen austauschen“ und „Bestätigung und Bestärkung erhalten, genau so weiterzumachen“.

  • Das „Benchmarking face to face“ ermöglicht Ihnen, gezielt persönlichen Kontakt mit Unternehmen aufzunehmen, die für einen tiefergehenden Erfahrungsaustausch interessant für Sie sind. Dabei lassen sich sehr viel individuellere und konkretere Anregungen für eigene Weiterentwicklungen gewinnen, als dies je irgendwo zu lesen sein könnte (weitere Informationen finden Sie hier und im Blogbeitrag vom 30.12.2020).
  • „Bestätigung und Bestärkung erhalten, genau so weiterzumachen“, bewirkt immerhin, dass man dann eine noch größere Gewissheit hat, auf dem für das eigene Unternehmen richtigen Weg zu sein… Den Wert dieses Effekts sollte man nicht unterschätzen!

Der Kennzahlenvergleich ist übrigens grundsätzlich unentgeltlich. Er wird auf rein kollegialer Basis im Rahmen einer Initiative aus der Praxis für die Praxis durchgeführt und ist das einzige völlig nichtkommerzielle Angebot für ein jährliches branchenübergreifendes Ideenmanagement-Benchmarking in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Der Umfang dessen, was die Teilnehmer erhalten (können), hängt nicht von der Inanspruchnahme irgendwelcher kostenpflichtigen Leistungen ab. Für alle Teilnehmer (und nur für die Teilnehmer!) werden individuelle und umfassende Ergebnisberichte erstellt – ein Erwerb durch nicht teilnehmende Unternehmen ist nicht möglich. Gegenüber der Öffentlichkeit werden lediglich statistische Durchschnitts- bzw. Medianwerte und daraus abgeleitete Aussagen kommuniziert.

 

Den Kennzahlenvergleich für eigene Weiterentwicklungen nutzen

Jahr für Jahr dient der Kennzahlenvergleich Ideenmanagement als „mehrdimensionales Messgerät“, das die erreichten Werte des eigenen Unternehmens im Vergleich zu allen anderen Teilnehmern anzeigt – diese Funktion hatte ich im Blogbeitrag zu den Ergebnissen des Kennzahlenvergleichs 2020 beschrieben (siehe dortige Abbildungen 4 und 5). Darüber hinaus gestattet der Kennzahlenvergleich, typische Strukturen zu erkennen, in denen verschiedene Kennzahlen miteinander zusammenhängen (siehe Abbildung 7 im genannten Blogbeitrag).

Daraus ergibt sich dann die Frage, wie sich diese Strukturen in den Kennzahlen verstehen lassen: wo handelt es sich um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge und was ist vielleicht nur Ergebnis des Zufalls? Dieser Frage war ich bereits im Blogbeitrag zu den Ergebnissen des Kennzahlenvergleichs 2019 nachgegangen. Die damaligen Antworten wurden durch die Ergebnisse des Kennzahlenvergleichs 2020 weitgehend bestätigt. Eine ausführlichere und aktualisierte Beschreibung finden Sie in den Beiträgen in der Zeitschrift für Ideen- und Innovationsmanagement 03/21 „Teil 1: Von den Phänomenen zu den Strukturen“ und 04/21 „Teil 2: Von den Strukturen zu den Entwürfen“.

Das Verständnis der Strukturen kann man nun verwenden, um Ziele und Pläne für die Zukunft zu entwerfen. Wie bereits erwähnt, sind viele Teilnehmer am Kennzahlenvergleich vor allem daran interessiert, Anregungen und Ansporn für eigene Weiterentwicklungen zu erhalten. Die am häufigsten geäußerten Wünsche nach Veränderungen zielen in folgende Richtungen:

  • Erhöhung der Beteiligung und der Anzahl der Vorschläge.
  • Erhöhung der (absoluten) Anzahl der umgesetzten Vorschläge.
  • Erhöhung des (prozentualen) Anteils der umgesetzten Vorschläge an den eingereichten.
  • Erhöhung der errechneten Einsparung.
  • Zuweilen besteht auch das Interesse, die Anzahl der Vorschläge (und damit den Bearbeitungsaufwand) zu reduzieren, aber gleichzeitig die Einsparung unverändert hoch zu lassen.

Um Wege zum Erreichen solcher Ziele zu finden, liefern die Ergebnisberichte des Kennzahlenvergleichs erste Ansatzpunkte. Weitere Einfluss- und Erfolgsfaktoren sind in der vorhandenen Literatur umfassend beschrieben (z.B. in der „Toolbox Ideenmanagement“, aber auch in den einschlägigen Beiträgen dieses Blogs). Die im folgenden angedeuteten Möglichkeiten beruhen nicht nur auf Auswertungen des Kennzahlenvergleichs allein, sondern beziehen den gesamten Umfang verfügbarer Praxiserfahrungen ein.

Beteiligungs- und Vorschlagsquote erhöhen:

Umsetzungsquote erhöhen:

  • Beteiligungs- und Vorschlagsquoten erhöhen.

Umsetzungsanteil erhöhen:

  • Entscheider dazu anhalten und ggf. darin schulen, wohlwollender zu entscheiden. Eventuell Entscheidungskriterien bereitstellen oder überarbeiten.
  • Mitarbeiter zu einer kritischeren Selbstprüfung der Idee vor dem Einreichern anhalten (z.B. anhand einer Checkliste) – das könnte allerdings die Beteiligungs- und Vorschlagsquoten verringern.
  • Ausschluss von Themen, bei denen es überdurchschnittlich häufig zu Ablehnungen kommt – auch das könnte allerdings die Beteiligungs- und Vorschlagsquoten verringern.
  • Mitarbeiter besser inspirieren, informieren, qualifizieren – siehe z.B. Blogbeiträge „Ideenmanagement und Personalabteilung als »Bündnispartner«“ und „Erfolgsfaktor 9/9 – Ressourcen: Know-how“.
  • Umsetzungsressourcen erhöhen.

Einsparungsquote erhöhen: Achtung – die Wirkung der hier angegebenen Möglichkeiten ist unsicher und zeigt sich bestenfalls im langfristigen Verlauf (siehe z.B. Blogbeiträge „Zur Diskussion: Bringen mehr Ideen mehr Geld?“ und „Die drei Prinzen von Serendip – oder: Vom Zufall der guten Einfälle“).

  • Beteiligungs- und Vorschlagsquoten erhöhen – dies wird höchstwahrscheinlich nur denn eine Wirkung haben, wenn bisher sowohl die Beteiligungs- und Vorschlagsquoten als auch die Einsparungsquote sehr gering waren. Falls bereits durchschnittliche oder überdurchschnittliche Einsparungswerte erzielt werden, wird sich eine weitere Erhöhung von Beteiligungs- und Vorschlagsquoten wohl kaum auf die Einsparungsquote auswirken.
  • Mitarbeiter besser inspirieren, informieren, qualifizieren (z.B. über Verschwendung und Kosten).
  • Unterstützung / Kriterien / Kostensätze zur Berechnung der Einsparung bereitstellen oder überarbeiten.
  • Eine Sammlung weiterer Anregungen folgt in einem späteren Blogbeitrag.

Beteiligungs- und Vorschlagsquote verringern: Das könnte evtl. interessant sein, wenn sowohl diese beide Quoten als auch die Einsparungsquote sehr hoch sind, aber der Umsetzungsanteil sehr klein ist. Es bestehen gute Chancen (aber leider keine Garantie!), dass die einsparwirksamen Vorschläge in gleichem Ausmaß weiterhin eingereicht werden, aber die große Anzahl der bisher abgelehnten Vorschläge nicht mehr – man erhielte dann den gleichen Nutzen mit weniger Bearbeitungsaufwand, schwächte aber dafür die Beteiligungskultur.

  • Entsprechende Kommunikation gegenüber der Belegschaft.
  • Ausdrückliche Hinweise im Rahmen von Ablehnungsgesprächen.
  • Ausschluss von Themen, bei denen es überdurchschnittlich häufig zu Ablehnungen kommt oder die statt im Ideenmanagement über andere Kanäle eingebracht und gemanagt werden sollen.
  • Verpflichtende kritische Selbstprüfung der Idee vor dem Einreichern (z.B. anhand einer Checkliste).

Dass stets auch das „Benchmarking face-to-face“ beim Entwerfen einer besseren Zukunft für das eigene Ideenmanagement helfen kann, hatte ich bereit erwähnt: indem man nämlich einfach mit einigen Unternehmen Kontakt aufnimmt, die bereits die angestrebten Werte erreicht haben.

 

Neuerungen beim Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021

Auch der Kennzahlenvergleich lebt davon, dass er sich weiterentwickelt. Auf Anregung von Teilnehmern an vorangegangenen Kennzahlenvergleichen werden daher ab 2021 neben den zentralen Kennzahlen (die jedes Jahr gleich bleiben) weitere Größen berücksichtigt. Naturgemäß interessiert hier nicht jeden alles – daher werden die ergänzenden Themen jedes Jahr wechseln (ggf. mit Wiederholungen nach einigen Jahren). Damit wird auch eine Überfrachtung mit zu vielen Themen auf einmal vermieden: Das Ausfüllen per Mausklick erfordert keinen Zeitaufwand!

Für das Jahr 2021 wurden neben der Branchenzugehörigkeit folgende Zusatzthemen ausgewählt:

  • Organisatorische Zuordnung des Ideenmanagements
  • Personalkapazität für das Ideenmanagement
  • Aktuelle Entwicklungen: 16 Themen mit Relevanz für das Ideenmanagement

Wer möchte und an den jeweiligen Ergebnissen interessiert ist, kann in einem zweiten Teil des Datenblatts entsprechende Angaben machen und erhält dann eine zusätzliche Auswertung – selbstverständlich ebenfalls unentgeltlich. Auch diese Auswertung ist vollständig anonym und wird keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Unternehmen ermöglichen.

Vorschläge für Themen, die in den nächsten Jahren berücksichtigt werden sollten, sind jederzeit willkommen!

Für Interessenten und Teilnehmer finden übrigens folgende unentgeltliche Web-Workshops statt, zu denen Sie herzlich eingeladen sind (anmelden können Sie sich einfach formlos per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!):

  • Konzept und Grundlagen des Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement (richtet sich vor allem an Interessenten, die noch nicht teilgenommen haben): Auswahltermine am Mittwoch, den 26.01.2022 um 14:30 – 15:30 Uhr und am Donnerstag, den 17.02.2022 um 11:00 – 12:00 Uhr.
  • Ergebnisse des Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement 2021 (exklusiv für Teilnehmer am Kennzahlenvergleich): Mittwoch, der 08.06.2022 um 14:00 – 16:00 Uhr.

 

Seien Sie neugierig! Nehmen Sie am Kennzahlenvergleich Ideenmanagement 2021 teil und freuen Sie sich auf Ihren individuellen Ergebnisbericht! Das Datenblatt steht hier zum Download bereit, die Datenerfassung läuft im ersten Quartal 2022. 

Lesen Sie hier die Blogbeiträge zu den Ergebnissen:

Einen Blick auf den Zusammenhang der Kennzahlenentwicklung mit dem Umfang von Kurzarbeit in Coronazeiten finden Sie in meinem Artikel „Ergebnisse des Kennzahlenvergleichs Ideenmanagement 2021“ im Heft „Ideen- und Innovationsmanagement 03/22“ (Erich Schmidt Verlag, Berlin).

 

Ein nach Stichworten sortiertes Verzeichnis mit Links auf alle bisher erschienenen Beiträge im Blog zum Ideenmanagement finden Sie in diesem Register.

 

Dr. Hartmut Neckel

Dr. Hartmut Neckel

Zum Autor: Dr. Hartmut Neckel ist einer der profiliertesten Vordenker und erfahrensten Praktiker im Themenbereich Ideenmanagement, Innovation und kontinuierliche Verbesserungsprozesse. >> Mehr

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